Die Herausforderung Antarktis

Die rekordverdächtige Mission von Omar Di Felice in der entlegensten Region der Welt

Mehr als ein Abenteuer, eine Herausforderung an die Grenzen der menschlichen Fähigkeiten. Omar Di Felice legt die Messlatte erneut hoch. Nach der Durchquerung der Himalaya-Region bis zum Everest Base Camp (März 2021) und der Arctic World Tour entlang der drei arktischen Grenzlinien (April 2022) fordert unser Ultra-Radfahrer nun den entlegensten und ungewöhnlichsten Ort der Erde heraus. Die Antarktis.

Credits @Mirrormedia.art

Die längste Fahrraddurchquerung

Inspiriert von den legendären Heldentaten Ernest Shackletons wird Omar versuchen, die Antarktis mit dem Fahrrad zu durchqueren, ohne jegliches Unterstützungsteam, in einem Zelt schlafend und mit allem, was zum Überleben nötig ist. Die „Antarctica Unlimited“-Mission wird zwischen dem 19. und 20. November von der Basis Hercules Inlet in der Antarktis aus starten. Auf der ersten Etappe seiner Reise wird Omar 1200 km bis zum Südpol radeln und dann weitere 600 km zum Leverett-Gletscher fahren, um die Strecke von Küste zu Küste zu bewältigen. Wenn die Bedingungen es zulassen, wird Omar schließlich versuchen, in umgekehrter Richtung zum Pol zurückzukehren und insgesamt 2400 km zu erreichen. Das ist die längste Durchquerung der Antarktis, die jemals mit dem Fahrrad und ohne Unterstützung eines Teams durchgeführt wurde.

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Während seines Abenteuers wird mit einer Durchschnittstemperatur von -30° und starken katabatischen Winden von bis zu 100 km/h gerechnet. Das Abenteuer muss bis zum 20. Januar 2023 beendet sein, dem Datum, an dem die Aufenthaltsgenehmigung für die Antarktis abläuft.

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Die Geheimnisse des UYN-Antarktis-Anzugs

Omars Projekt stellte die UYN-Ingenieure vor die Herausforderung, eine noch nie dagewesene Art von Kleidung zu entwickeln, die in der Lage ist, die Körperwärme bei außergewöhnlich niedrigen Temperaturen aufrechtzuerhalten und gleichzeitig dem Sportler die Möglichkeit zu geben, sich auf dem Fahrrad frei zu bewegen. So entstand der Antarktis-Anzug“.

Ausgangspunkt war der Expeditionsanzug, der von Bergsteigern beim Klettern in 8000 Metern Höhe verwendet wird. Um eine maximale Wärmeleistung zu erzielen, sind Jacke und Hose mit Airnest gepolstert, einem umweltfreundlichen Hochleistungsmaterial, das aus der Wiederverwertung von Textilabfällen gewonnen wird und sich durch eine Mikrokugelstruktur auszeichnet, die effektiv Luft einschließt und eine starke Isolierschicht bildet. Im Gegensatz zu Bergsteigern muss Omar jedoch andere Bewegungen machen, weshalb die Ingenieure von UYN neue Konstruktionslösungen entwickeln mussten.

Die Jacke besteht am Unterkörper und an den Armen aus einem dreilagigen Gewebe, das abriebfest ist und eine hohe Wärmeisolierung bietet. In den Bewegungszonen wurde stattdessen ein ultra-elastisches Gewebe verwendet, das sich dem Körper des Sportlers anpasst. Insbesondere der Halsbereich wurde nach innovativen ergonomischen Grundsätzen komplett neu gestaltet, wobei die Position von Omar auf dem Rad analysiert wurde. Die Vorderseite bedeckt Mund und Nase, so dass nur der Bereich der Brille unbedeckt bleibt. Das atmungsaktive Material ermöglicht es, sich mit der Atemwärme zu erwärmen, leitet aber gleichzeitig die Feuchtigkeit ab, damit sie nicht kristallisiert und den Mundbereich vereist. Die abnehmbare Kapuze mit Reißverschluss ist so geschnitten, dass sie den Helm aufnehmen kann und Omar in völliger Sicherheit fahren kann.

Die Jackentaschen sind mit einem Futter mit Buffercone-Technologie ausgestattet, einer von UYN entwickelten Gewebestruktur, die warme Luft in Mikrokegeln einschließt und so die thermische Effizienz erhöht. Die gleiche Technologie wurde auch im Futter der Hose im Nieren- und Lendenbereich eingesetzt, um einen besseren Schutz vor Kälte zu bieten.

Die Hose selbst, mit abnehmbaren elastischen Hosenträgern, stellt die Spitze der Textiltechnologie dar. Die Passform wurde bis auf den Millimeter genau entwickelt, um ein reibungsloses Pedalieren zu gewährleisten, ohne dass das untere Bein die Kette behindert oder am Fahrradrahmen reibt. Das Ende der Hose wurde mit einer Schneegamasche ergänzt und mit einem aus der Skibekleidung abgeleiteten Schneeschutz verstärkt, um Risse während des Abenteuers zu vermeiden. Schließlich verfügt die Hose über eine revolutionäre, abgestufte Polsterung, mit einem größeren Gewicht im unteren Bauchbereich, um vor Kälte zu schützen, und einem allmählich geringeren in den Beinen, um volle Bewegungsfreiheit zu gewährleisten. Ein doppelter Seitenreißverschluss ermöglicht es Omar, die Größe der Hose zu reduzieren, um sie an die zu erwartende Gewichtsreduzierung des Sportlers anzupassen.

Der „Antarctica“-Anzug entstand zwischen unserer AREAS-Forschungsakademie und den eisigen Straßen der arktischen Region und Islands, wo Omar die Ausrüstung unter extremen Bedingungen testete. Der erste Test fand zwischen Februar und März während Omars Weltreise durch die Arktis statt, der zweite im September, einige Monate vor der offiziellen Abreise. Insgesamt hat die Entwicklung des Anzugs über ein Jahr gedauert, in dem Bewusstsein, dass der kleinste Fehler, sei es beim Gewicht der Polsterung oder bei der Spannung eines Gummibands, entscheidend sein kann.

Ein wissenschaftliches Projekt zur Bewältigung der Klimakrise

„Antarctica Unlimited“ ist nicht nur ein extremes Sportabenteuer, sondern auch eine wissenschaftliche Expedition. Omars neue Herausforderung ist Teil des Projekts „Bike to 1.5°C“, mit dem der italienische Ultra-Radfahrer auf die Klimakrise aufmerksam machen will. Die Antarktis ist der zerbrechlichste und empfindlichste Ort der Welt. In Zusammenarbeit mit dem italienischen Klimanetzwerk und der ESA, der Europäischen Weltraumorganisation, wird Omar die Auswirkungen des Klimawandels untersuchen und darüber berichten.